14. Dezember 2022
Wir sind auf einen interessanten Artikel von Berndt+Partner-Berater auf LinkedIn und veröffentlichen ihn mit ihrer Genehmigung. Wir haben die englische Version in vollem Umfang (unten) aufgenommen und fügen auch Links zur deutschen und englischen PDF-Version am Ende des Artikels hinzu.
"In unserem ersten Newsletter des Jahres 2022 haben wir die Top 10 Trends in der Verpackungsbranche vorgestellt. Sie waren das Ergebnis einer B+P-Studie, in der wir die wichtigsten und folgenreichsten Marktentwicklungen und Trends genauer unter die Lupe genommen hatten. Im neuen Jahr wollen wir diese Trends auf den Prüfstand stellen - und sehen, was uns im Jahr 2023 erwartet.
Zu Beginn des Jahres 2022 haben wir vorausgesagt, dass die Verpackungsindustrie vor tiefgreifenden und weitreichenden Umwälzungen steht. Unter der Überschrift "Stabilität war gestern" hatten wir uns im Februar auf der Grundlage einer eigenen Studie über die Die 10 wichtigsten Trends in der Verpackungsindustrieeines Marktes, der immer komplexer, unübersichtlicher und gleichzeitig dynamischer wird.
Der Einmarsch Russlands in die Ukraine mit all seinen Folgen hat diesen Trend noch verstärkt. Neue, meist unerwartete Veränderungen und drastische Marktverwerfungen waren die Folge.
Unsere Einschätzung, dass die Zukunftsfähigkeit vieler Geschäftsmodelle in Frage steht und die Entscheidungssicherheit ein knappes Gut geworden ist, hat sich leider bestätigt - und wird durch die Ereignisse doppelt unterstrichen.
Neben den neuen Ereignissen mit umwälzenden Folgen gibt es auch weiterhin Veränderungen, die seit vielen Jahren bekannt sind, aber von einem Großteil der Verpackungsindustrie verschlafen wurden.
Aber es gibt auch eine gute Nachricht: Die Auswirkungen sind hier und da gravierend, aber beherrschbar. Die Verpackungsindustrie steht vor disruptiven Veränderungen, die viele Risiken mit sich bringen, aber auch große Chancen bieten.
Es ist entscheidend, die weitreichendsten und dynamischsten Trends zu kennen und zu verinnerlichen. Denn nur eine tiefe und breite Marktkenntnis führt zu sicheren und erfolgreichen Entscheidungen. Mit den "Top 10 Trends revisited" wollen wir einen ersten Grundstein dafür legen. Wir freuen uns, auch im neuen Jahr an Ihrer Seite zu sein.
Die 10 wichtigsten Trends in neuem Gewand
Unsere Einschätzung von Anfang des Jahres finden Sie am Anfang der Trends.
Im Folgenden ziehen wir Bilanz und blicken nach vorn.
Trend #1: Verbraucher erwarten mehr Nachhaltigkeit (Bestätigt mit Ergänzungen)
Eine neue Generation verändert das Kaufverhalten und die Einstellung der Verbraucher zur Nachhaltigkeit. Dies wird zu enormen Veränderungen bei den Verpackungen führen.
Dreiundachtzig Prozent der Verbraucher sind bereit, mehr für einen Artikel mit einer nachhaltigen Verpackung zu bezahlen. Im Jahr 2010 lag diese Zahl noch bei knapp 16 Prozent.
Kommentar und Ausblick: Der Trend ist bestätigt und wird weiter wachsen. Angesichts der schwindenden Kaufkraft aufgrund der gestiegenen Lebenshaltungskosten und der starken Inflation gibt es jedoch die eine oder andere potenzielle Bremse. Das ändert nichts an der mittel- und langfristigen Bedeutung des Themas Nachhaltigkeit. Es eröffnet aber Chancen, wenn andere kurzfristig in den Hintergrund treten.
Trend #2: Corona ändert Kaufverhalten (Abgelaufen. Neuer Trend: Inflation & Co.)
Die globale Gesundheitskrise hat Prozesse wie die Digitalisierung und die Entwicklung des elektronischen Handels beschleunigt. Die Verpackungsindustrie muss mit diesen Entwicklungen Schritt halten.
Kommentar und Ausblick: Dieser Trend hat sich erledigt und ist für 2023 kaum noch relevant. Natürlich bleiben die Veränderungen rund um die Digitalisierung von größter Bedeutung (siehe Trend #9). Die Pandemiekrise wird jedoch von der Ukraine-Krise abgelöst werden. Energiekrise, verschärfte Inflation und Rezession sind die dominierenden neuen Themen.
Inflation
Die Inflation hat einen großen Einfluss auf das Kaufverhalten
Das britische Marktforschungsunternehmen Global Data beobachtet beispielsweise eine Polarisierung des Kaufverhaltens der Verbraucher. Demnach sind die Verbraucher entweder
- Geben Sie weniger aus, indem Sie insgesamt weniger kaufen,
- Geld sparen, indem sie auf billigere Produkte umsteigen, oder
- höherwertige Produkte zu kaufen, um ein besseres Preis-Leistungs-Verhältnis zu erzielen.
Polarisierung des Marktes
Diese unterschiedlichen Reaktionen der Verbraucher führen zu einer Polarisierung des Marktes, so die Analyse von Global Data. Die Marken erhöhen entweder die Packungsgrößen, um Großverbraucher anzusprechen, oder sie reduzieren die Packungsgrößen.
Laut Global Data wird das Preis-Leistungs-Verhältnis der Schlüssel sein. Es wird erwartet, dass sich Lösungen wie größere Packungsgrößen und wiederverwendbare Verpackungen stärker durchsetzen werden.
Eigenmarkenprodukte
Infolge des geringeren verfügbaren Einkommens und der insgesamt knapperen Budgets sagt Global Data voraus, dass die Nachfrage nach Eigenmarkenprodukten steigen wird. Laut der Studie gibt zum Beispiel fast ein Drittel der Verbraucher weltweit an, dass sie typischerweise Molkereiprodukte unter Eigenmarken kaufen.
Verpackungsdesign und Kosten
Wenn hochpreisige Produkte aus den Regalen zu verschwinden drohen, weil die Verbraucher auf Eigenmarken und billigere Alternativen ausweichen, hat dies deutliche Auswirkungen auf das Verpackungsdesign und die Kosten.
Packungsgrößen
Auch zu den Packungsgrößen gibt es eine Prognose von Global Data: Sie besagt, dass Verpackungen mit einem Volumen von 3.001 bis 5.000 g/ml bis 2025 jährlich um 4,3 Prozent wachsen werden, schneller als kleinere Packungsgrößen. Ungeachtet dessen sagen die Analysen voraus, dass kleinere Packungsgrößen den Markt für Verbraucherverpackungen insgesamt weiterhin dominieren werden.
Längerfristig wird von einer gleichzeitigen Zunahme der kleinen und großen Packungsgrößen ausgegangen. Diese Polarisierung wird dann zu Lasten der mittleren Standardpackungen gehen.
Tendenz #3: Schwankende und steigende Rohstoffpreise (bestätigt und verstärkt).
Verpackungen haben oft einen Rohstoffanteil von 50-70%. Aufgrund der hohen Volatilität der Rohstoffpreise gibt es keine Kontinuität und Planungssicherheit für die Unternehmen. Das daraus resultierende Risiko ist sehr hoch.
Kommentar und Ausblick: Die Situation hat sich in diesem Jahr aufgrund der hohen Inflation in Verbindung mit steigenden Energiekosten erheblich verschlechtert. Was die Energiekosten betrifft, so zeigen die Aussichten ein Niveau, das für die Produktion besorgniserregend ist.
Kunststoffe - Stand September 2022
Das zeigt eine aktuelle Umfrage der IK Industrievereinigung Kunststoffverpackungen e.V. unter ihren 300 Mitgliedsunternehmen,
- dass die hohen Energiekosten ein existenzbedrohendes Niveau für jedes fünfte Unternehmen der Branche erreicht haben. Wie viele andere energieintensive Branchen sind auch die meist mittelständischen Hersteller von Kunststoffverpackungen und -folien in Deutschland von den dramatisch gestiegenen Strom- und Gaspreisen schockiert.
- Elektrizität: Bislang konnten einige Unternehmen aufgrund laufender Verträge Kostensteigerungen vermeiden. Im Durchschnitt der Branche haben sich die Stromkosten jedoch seit Jahresbeginn verdoppelt. Einige Unternehmen sehen sich sogar mit Strompreisen konfrontiert, die 300, 500 oder bis zu 750 Prozent höher sind als zu Beginn des Jahres.
- Erdgas: Die aktuelle Situation ist hier ähnlich. Die Preise liegen bis zu 625 Prozent höher als im Januar. Auch der Preis für Erdgas hat sich im Branchendurchschnitt verdoppelt.
Papier - ab Dezember 2022
54,3% der deutschen Papierfabriken halten Kurzarbeit in absehbarer Zeit für möglich. Das ist das Ergebnis einer Mitgliederbefragung des Branchenverbands Die Papierindustrie. Der Grund: Viele Unternehmen können die explodierenden Energiekosten nicht mehr an ihre Kunden weitergeben. Im Zweifelsfall bleibe ihnen nur die Drosselung der Produktion, so der Verband. Er beziffert den Rückgang der Produktion seit Mai 2022 auf 12,5 Prozent.
Allgemeiner Ausblick - 2023
Im kommenden Jahr wird sich die Situation weiter verschlechtern.
- Im Jahr 2023 wird für den Strom mit Steigerungen von bis zu 1.200 Prozent in Einzelfällen gerechnet, wobei der durchschnittliche Anstieg bei etwa 240 Prozent liegt.
- Die meisten Unternehmen erwarten auch mindestens eine Verdoppelung der Erdgaspreise. Auch hier liegen die höchsten Schätzungen bei Steigerungen von über 1.000 Prozent in Einzelfällen. Im Durchschnitt wird derzeit mit einem Anstieg der Erdgaspreise um 250 Prozent im Jahr 2023 gerechnet.
Trend #4: Veränderte Anlegererwartungen (bestätigt - wachsendes Momentum)
Über 90% der Anleger stufen nachprüfbare Nachhaltigkeitsaktivitäten als wichtig für ihre Investitionen und Investitionsentscheidungen ein.
Unternehmen, die nicht nachhaltig wirtschaften, werden es in Zukunft schwer haben, das Geld der Investoren zu bekommen. Investoren erwarten messbare und überprüfbare Fortschritte. Das gilt für alle Branchen, aber ganz besonders für die Verpackungsindustrie!
Kommentar und Ausblick: Dieser Trend ist nach wie vor aktuell und wird sich weiter verstärken.
Trend #5: Neue staatliche Vorschriften in den Bereichen Umwelt, Gesundheit und Sicherheit (Bestätigt).
Auf der Grundlage der EU-Richtlinie zur CSR-Berichterstattung sind die ersten Unternehmen ab 2024 verpflichtet, über Nachhaltigkeit zu berichten. In der ersten Stufe gilt dies für Unternehmen mit 250 oder mehr Mitarbeitern oder einem Umsatz von mindestens 40 Millionen Euro.
Viele Unternehmen sind nicht ausreichend vorbereitet und müssen mehr Geld in ihre Rechtsteams investieren, um mit den neuen Entwicklungen Schritt zu halten.
Kommentar und Ausblick: Die Gesetzgebung im Bereich der Nachhaltigkeit geht unvermindert weiter. Nicht nur in Bezug auf die Kreislaufwirtschaft, sondern auch in Bezug auf die Klimaneutralität. Der Gesetzgeber drängt vehement auf eine klimaneutrale Kreislaufwirtschaft.
Trend #6: Marken- und Verbraucherschutz (Bestätigt - Intensivierung)
Die Fälschungsindustrie wird immer professioneller. Es müssen mehr fälschungssichere Verpackungen entwickelt und eingesetzt werden, um Unternehmen und Verbraucher zu schützen.
Kommentar und Ausblick: Dieser Trend bleibt bestehen und wird sich noch verstärken.
Trend #7: Wachstum in den Schwellenländern. (Bestätigt - Änderungen).
Da sich die Märkte in Südamerika, Afrika und vor allem Asien dem Pro-Kopf-Verbrauch von Verpackungen in den Industrieländern annähern, wird die Verpackungsnachfrage in diesen Regionen explodieren.
Kommentar und Ausblick: Dieser Trend wird weiterhin aktuell sein. Auch hier wird die Intensität zunehmen. Gleichzeitig gibt es gegenläufige Trends, die als Bremse wirken. Dazu gehört die Deglobalisierung im Sinne von verringerten Abhängigkeiten und Abgrenzungen, zum Beispiel gegenüber Russland und China.
Aktuelle Daten zeigen insbesondere großes Mengenwachstum bei FMCG-Primärverpackungen in Indien, den Philippinen, Indonesien, Peru und Ägypten in den kommenden Jahren.
Trend #8: Kreislaufwirtschaft (Bestätigt - Intensivierung)
Als einflussreichste Nichtregierungsorganisation in der Verpackungswelt setzt die Ellen MacArthur Foundation mit ihrer New Plastics Economy einen klaren Rahmen: Eine vollständige Umstellung auf recycelte oder kompostierbare Kunststoffe oder Mehrwegsysteme bis 2025 und die Eliminierung von "Problem"-Materialien (z.B. PVC, EPS, PS). Mehr als 500 Unternehmen machen mit und verpflichten sich, darunter große Unternehmen wie Nestlé und Unilever.
Viele Markeninhaber und Einzelhändler konzentrieren sich bei ihren Verpackungsstrategien zunehmend auf die Kreislaufwirtschaft. Die Verpackungsindustrie steht im Zentrum der Kreislaufwirtschaft und ist daher mit radikalen Veränderungen konfrontiert.
Kommentar und Ausblick: Dieser Trend ist nach wie vor aktuell und nimmt an Intensität zu. Das Klima wird zum wichtigsten Thema der Nachhaltigkeit. Markeninhaber konzentrieren sich zunehmend auf die Frage der Klimaneutralität und versuchen, den CO2-Fußabdruck ihrer Verpackungen entsprechend zu reduzieren. CO2 wird zu einer eigenen Währung in Bezug auf die Produkte.
Trend #9: Digitalisierung (Bestätigt - Intensivierung)
Die Corona-Krise beschleunigt das Tempo der Digitalisierung in Deutschland entscheidend. Die Verpackungsindustrie hinkt noch hinterher und hat im Vergleich zu anderen Branchen weiteren Aufholbedarf.
80 Prozent der Führungskräfte in der Verpackungsindustrie glauben an die Digitalisierung als Wachstumstreiber für Produktivität, Umsatz und Innovation. Nur 40 Prozent haben in KI-Technologie investiert.
Kommentar und Ausblick: Dieser Trend bleibt relevant und wird sich verstärken. Die Digitalisierung ist der Schlüssel zur Gewinnung neuer Kunden und ein wesentlicher Bestandteil der Erneuerung des Geschäftsmodells. Wir empfehlen daher gerne unseren Artikel zu diesem Thema Thema im B+P Newsletter 01/2022 wieder.
Trend #10: Marktkonsolidierung (Bestätigt - Intensivierung)
Jährlich werden in Europa mehr als 100 Verpackungsunternehmen mit einem konsolidierten Umsatz von mehr als 10 Milliarden Euro verkauft und integriert.
Die Marktkonsolidierung schreitet in allen Verpackungssegmenten und Technologiebereichen weiter voran. Kleinere Unternehmen, die keine Nische finden, werden aufgekauft.
Kommentar und Ausblick: Dieser Trend ist nach wie vor aktuell. Seine Intensität wird zunehmen. Differenzierung wird der Schlüssel zum Wachstum sein, insbesondere durch Dienstleistungen.